1. In der modermen Theologie gibt es nur wenige TheologenInnen, die versucht haben, mit der Kunst einen theologischen Dialog zu fuehren. Paul Tillich(1886-1968) ist wahrscheinlich einer der bekanntesten, der sich durch diesen Dialog einen Namen gemacht hat. Nach der Begegnung mit dem Werk von Sandro Botticelli wurde die Kunst zum Fundament seiner theologischen Gedanken. Nicht aus seinem theologischen und philosophischen Gedanken ist sein Kunstverstaendnis entstanden, sondem eher umgekehrt. Fuer Paul Tfflich ist Kunst ein unmittelbares Kenzeichen, an dem man erkennen kann, wie die geistige Situation heute auussieht. Obwohl seine Grenze darin liegt, dass er sich hauptsaechlich nur mit dem Expressionismus beschaeftigt und dadurch uebersehen hat, dass er schon vorbei ist, ist Paul Tillich einer von wenigen Theologen, die gewusst hat, dass die Kunst verschiedene Ebene des Verstaendnisses anbietet und auf der Gestaltung sowohl der Existenz als auch der Empfaenglichkeit hin entscheidend ist. Noch zu beachten ist Hans-Ruedi Weber. Jahre lang hat er sich im OeRK mit der Entwicklung der iekumenischen Bibelarbeit beschaeftigt und intensiv einen Dialog mit den Kuenstlern und TheologenInnen durchgefuehrt. Aus seinen Begegnungnen und Dilaog wurde ein Buch zusammengestellt und es heisst; Immanuel-Das Kommen Jesu in Bibel und Kust. Die von Weber gewaehlten Werke sind aus verschiedenen Kontexte, insbesondere aus der Dntten-Welt. Die Werke, die zwar aus der kuenstlichen Sicht ausgezeichnet sind, aber keinen durch Textanalyse gewonnenen theologischen Einblick innehaben, wurden ausgenommen. Aber die Werken, die zwar wenigen kuenstlichen Werte haben, aber die biblischen Texte und Geschichten neu ans Licht bringen, wurden angenommen. Der Beitrag von H. R. Weber liegt darin, dass er durch seinen Dialog mit der Kunst vor allem aus der Dritten Welt gezeigt hat, wie der Inkulturationsprozess mit der Kunst stattfindet. 2. Theo Sundemeier(1935-) ist ueber den deutschsprachigen Bereich hinaus ein bekannter Missionstheology nicht nur durch zahlreiche Veroeffentlichungen, sondern auch durch sein oekumenisches Engagement und oekumenische Perspektive. Im Blick auf das Thema, Mission und Kunst, hat er schon frueh Aufrnerksamkeit gewonnen, insbesondere durch sein erstes Buch. `Maler sehen Christus`(1963). In diesem Buch versucht er, den geschichtlichen Hintergrund der Kuenstler und ihrer Werken, den theologischen Hintergrund der Thernen zu untersuchen. Und anschliessend meditiert er darueber. Er ist der Meinung, dass der Glaube zutiefst gefaehrdet ist, wenn er nicht ein Ohr hat fuer das lebenspendende Wort der Bibel und ein Auge fuer die grossen Taten Gottes. Darum sollen Christen hoeren und sehen lemen. Denn in Bildem wird oft eine groessere Tiefe und eine weitere Dimension erschlossen als es Worte vermoegen. Aber er beschaeftigt sich hauptsaechlich mit der europaeischen Kunst. Problem liegt doch in der frernden Kunst. Mit E. Panofsky unterscheidet er drei verschiedene Ebenen eines Kunstwerkes, denen verschiedene rnethodische Zugaenge und Haltungen entsprechen, naernlich die Sach - , die Bedeutungs - und die Wesensebene. Diese drei Ebene sollen nach ihm unbedingt ueberlegt werden, wenn man der frernden Kunst begegnet. Aber die theologische Interpretation geht an dieser Stelle nicht zu Ende, sondern sie muss soweit gehen, bis das Leben der Betrachter sich durch den Zusammenschluss von Verstehen und Praxis aendert. Der Betrachter ist nicht rnehr derselbe, die Begegnung hat ihn und seine Kriterien veraendert. Missionsgeschichte zeigt deutlich, dass die protestantische Mission der Kunst gegenueber nicht freundlich war. Der Grund dafuer sind vielfaeltig. Der Protestantismus hat, verstaerkt durch reformiert, puritanisch gepraegten Pietismus, die Kunst als luegnerischer Schein gegolten und toleriert, nur was der Vekuendigung diente. Der zweite Grund der Kunstfeindlichkeit geht auf die soziale Herkunft der Missionare zurueck, denn sie waren meistens nicht gut au